Kulturwelten von Naemi Reymann
2019 / 18  /17 /16  /15  /14  /13  /12  /11  /10  /09  /08

Rückblick II /Rückblick I /Marion Gräfin Dönhoff /2. Designerkonferenz Zollverein /50 Jahre Asterix /Liselotte Pulver /Bettina Flitner /Mucha in Montpellier /Hape Kerkeling/40 Jahre Mondfahrt /Varusschlacht /Sternstunden des Sonnensystems /Dialog im Stillen /Tinguely-Museum Basel /Berlinale

11. Dezember 2009
Das Kulturjahr 2009 – ein persönlicher Jahresrückblick
Dieses Jahr war auch in kultureller Hinsicht vielseitig... Teil II

Medien und Macher
Das neue neue »Museum of the Future« war bereits zum Jahresbeginn eröfnet: Die Ars Electronica Linz feiert im September ihr 30jähriges Jubiläum mit Ausstellung und Festival.
Kandidat Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling belebt den Wahlkampf mit »Isch kandidiere«. Statt Grevenbroich bleibt Berlin Bundeshauptstadt...
Im Oktober wird bekannt, daß Herta Müller mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird für Atemschaukel. Die Familie der deutschen Schriftstellerin gehörte zur deutschen Minderheit in Rumänien. Müllers Roman erzählt das Schicksal der Deportierten aus Siebenbürgen in sowjetische Arbeitslager nach dem Zweiten Weltkrieg
Neun Tage später wird über eine andere Berlinerin berichtet: Nofretete ist in das Neue Museum zurückgekehrt. Weitere Aufregung in Berlin: Robbie Williams ist zurück mit einem Überraschungskonzert. In Wuppertal zeigt das Von der Heydt-Museum ab Oktober Claude Monet in großer Fülle.
In Leipzig, Berlin und vielen anderen Orten wird an in diesem Herbst/Winter das 20jähirge Mauerfall-Jubiläum erinnert. Es gibt etliche Ausstellungen, eine von ihnen ist z.B. die Open-Air Ausstellung Friedliche Revolution 89/90 auf dem Alexanderplatz Berlin. Ein Besuch lohnt sich, nicht nur wenn man auf die festgelegten Eintrittszeit für den Fernsehturm wartet!

Winter
Der Autor von Momo und Die unendliche Geschichte, Michael Ende, hätte am 12. November seinen 80. Geburtstag gefeiert. »Spiegel«-Chefredakteur Erich Böhme stirbt 79jährig am 28. November. Die Publizistin und Mitherausgeberin der ZEIT, Marion Gräfin Dönhoff wäre am 2. Dezember 100 Jahre alt geworden. Schauspieler und Regisseur Hans Paetsch, mit dessen Märchenonkel-Stimme viele der heute 30 bis 45 Jährigen aufwuchsen, wäre am 7. Dezember ebenfalls 100 Jahre alt geworden.

Kunst
Das Museum für Neue Kunst im ZKM|Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe feiert am 4. Dezember sein 10jähriges Bestehen und wird in das »Museum der Moderne auf Zeit« verwandelt. Der österreichische Bildhauer, Maler und Schriftsteller Alfred Hrdlicka stirbt am 5. Dezember in Wien.
Das Städel Museum in Frankfurt zeigt einmalig 80 Werke des Renaissance-Malers Sandro Boticelli. Eine Besonderheit im deutschsprachigen Raum – und auf absehbare Zeit die einzige große Ausstellung weltweit, da die Werke nur selten ausgeliehen werden. Wer weniger grazile Figuren mag: Uwe Ochsenknecht spielt seit dem 6. Dezember die »Mama Edna« im Musical »Hairspray« in Köln. Und im Kino zeigt uns Jean-Pierre Jeunet (Delicatessen, Amélie) seine Micmags.
Auch in der realen Welt nehmen es die »kleinen Leute« mit den großen auf, z.B. die, deren Projekte nicht für die Kulturhauptstadt 2010 ausgewählt wurden bieten Raum für Unprojekte.

Kultur in Zeiten leerer Kassen
Im Moment befinden sich die Städte im Ruhrgebiet im Endspurt der Vorbereitungen zur Kulturhauptstadt 2010. Dies ist nicht so einfach, da die meisten Städte in miserable Finanzlagen stecken oder gar gestoppte Haushalte haben und im Zweifel neben der Bildung am ehesten auch an der Kultur sparen.
Auch viele Theater befinden sich mitten im Überlebenskampf oder haben ihn bereits verloren (Wuppertal gibt jetzt sein renommiertes Schauspielhaus auf, Oberhausen und Hagen standen bereits 2008 auf der Kippe, 30% weniger für Kultur planen die Kämmerer in Dortmund, Köln und Mülheim a.d.Ruhr, Bochums Haushalt ist ebenfalls gestoppt, die Liste geht weiter. Ein Vorbild für NRW könnte Sachsen sein (mit dem »Kulturraumgesetz«, bei dem Gemeinden im Umland der Städte deren Kultur mitfinanzieren und nicht nur davon profitieren), leider fehlen überall klare Konzepte.
Geld für Kunst und Kultur wird dennoch investiert, wenn auch mehr in und durch Unternehmen, in diesem Jahr wurden z.B. einige Firmenmuseen eröffnet (z.B. in Friedrichshafen, Berlin und München), weitere sind im Bau. 2010 ist das Kulturhauptstadtjahr im Ruhrgebiet, man darf gespannt sein.

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8. Dezember 2009
Das Kulturjahr 2009 – ein persönlicher Jahresrückblick
Dieses Jahr war auch in kultureller Hinsicht vielseitig... Teil I

Frühling
Europäische Kulturhauptstadt 2009 sind Vilnius (Litauen) und Linz in Österreich. 2009 ist das Jahr der Astronomie, das europäische Jahr der Kreativität und Innovation.

Geburtstage
2009 jährt sich der 200. Geburtstag von Charles Darwin. Marbach feiert 250 Jahre Friedrich Schiller und Johannes Calvin wurde vor 500 Jahren geboren. Zunächst wird auf der »Boot« im Januar der neunzigste Geburtstag des Tauchpioniers und Umweltschützers Hans Hass gefeiert. Der Meeresforscher drehte zusammen mit seiner Frau Lotte zahlreiche Dokumentarfilme. Nächstes Jahr hat ein Filmfest 60jähriges Jubiläum: Tom Tykwers Politthriller The International eröffnet im Februar die 59. Berlinale.

Das Jahr der Baustellen
»Es hätt noch immer jot jejange« dachte sich so mancher, bis es dann doch passierte: Am 3. März stürzt in Köln das Historische Stadtarchiv ein, mit ihm rund 30 Regalkilometer Archivgut, Sie verschwinden in den Bereich des U-Bahn-Bauwerks unter der Severinstraße. Es sterben zwei Menschen und abgesehen vom verschütteten, zerstörten Wissen hätte es viel schlimmer kommen können, denn wenige Tage zuvor führte der Karnevalzug direkt am Haus vorbei. Aber: Die Meldungen über Risse am Gebäude existierten seit langen, Gutachter sahen »keine Gefahr«.
Auch in Düsseldorf wird an der U-Bahn gebaut, die größte »Kulturbaustelle« ist der Erweiterungsbau der Kunstsammlung NRW K20, Fertigstellung im Sommer 2010. Bis dahin hängen Picasso, Klee und Macke im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf.
Am 12. März eröffnet das Schauspielhaus Düsseldorf in der alten Paketpost nach Umbauarbeiten seine neue Spielstätte »Central«. Das Düsseldorfer Atelierhaus (in dem auch Künstler Konrad Klapheck arbeitet) verliert freien Ausblick und Licht, der denkmalgeschützte Friedhof seinen Parkplatz und eine große Versicherung, die sich siegreich gegen das Bürgerbegehren durchsetzte neue Baufläche.

Ausstellungen
Anfang März öffnen sich im Neuen Museum nach 70 Jahren wieder die Tore. Bei freiem Eintritt strömen die Besucher durch die noch leeren, rekonstruierten Räume (Architekt David Chipperfield). Auf die berühmteste »Berlinerin«, Nofrete, müssen die Besucher allerdings noch bis Oktober warten. Das Museum Ludwig widmet der fast 90jährige Österreicherin Maria Lassnig eine große Ausstellung. Ein Museum für Nutzpflanzen gibt es seit Ende März mit Eröffnung der Dauerausstellung im Loki Schmidt Haus in Hamburg. »Der Mond ist aufgehangen« – kein Aprilscherz: Im Gasometer Oberhausen hängt ein riesiger Mond. »Sternstunden des Sonnensystems« heißt die sehenswerte Ausstellung, sie ist noch bis 31. Januar 2010 geöffnet.
Die Brasilianer Fernando und Humberto Campana zeigen im Vitra Design Museum Designarbeiten. »Antibodies« ist noch bis Ende Februar 2010 in Weill am Rhein zu sehen.
Die Ausstellung IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht dürfte in Deutschland eine DER Ausstellungen des Jahres 2009 gewesen sein. Vom 16. Mai an hieß es in Haltern IMPERIUM, in Kalkriese KONFLIKT und im Lippischen Landesmuseum in Detmold MYTHOS. Letzte Chance, einen Teil zu sehen: KONFLIKT wurde bis zum 10. Januar verlängert!

Abschiede und Entdeckungen
Am 16. Mai stirbt die Schauspielerin Monica Bleibtreu, am 23. Mai die Schauspielerin Barbara Rudnick, beide waren schwer krank. Michael Jackson, der »King of Pop« stirbt am 25. Juni. Am 30. Juni stirbt Tanztheaterikone Pina Bausch.
Nach Paul Potts jetzt Susan Boyle: Die britische Hausfrau sorgt mit »I Dreamed A Dream« in der 3. Staffel von »Britains Got Talent 2009« am 11. April für Aufsehen. Der österreichische Regisseur Michael Haneke wird im Mai mit der »Goldenen Palme« beim Filmfestival in Cannes ausgezeichnet. Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte ist offiziell deutschsprachiger Bewerber für eine Oscar-Nominierung als Bester fremdsprachiger Film.

Musiksommer
JEKI – Jedem Kind ein Instrument heißt eine Kampagne im Ruhrgebiet. Das Vienna Vegetable Orchestra spielt bei der »Extraschicht« auf Instrumenten aus Gemüse: Gurkophon,, Karottenflöte,... Mehr Reime: Lass die Sonne rein: Die »Fantastischen Vier« feiern 20jähriges Bandjubiläum. Am 7. Juli 1989 gaben die Fantas ihr erstes Konzert in Stuttgart, im kleinen Kreis...

Gesehen
Im Deich steckt ein Boot: In Kaiserswerth (Düsseldorf) wird im Juli ein altes Plattbodenschiff entdeckt. Der Schiffsfund von 1702 ist eine archäologische Rarität und wird schnell geborgen, Deichschutz geht vor.
Jünger sind die Werke im neuen Kunstquartier Hagen: Emil Schumacher-Museum und Erweiterung des Karl Ernst Osthaus-Museums werden am 28. August eröffnet. Ein schönes Museum – nur die starke Präsenz des Hauptsponsors verträgt sich nicht ganz mit der dezenten Jugendstil-Ästhetik: So wie ein zu starkes Parfüm! Dezenter das Sponsorenschild des Finanzgebers, das den Ausbau der »Villa Nora« förderte, die am Tag des offenen Denkmals in Bochum wieder eröffnet wurde.

Aufbruch
Am 15.08. beginnt die erste Ruhrtriennale-Spielzeit unter Leitung von Willy Decker. Da ich vertretungsweise die Spielzeit 2009 und Vorbereitungen zu dieser Saison grafisch mitbegleiten konnte, bedeutet mir das Motto »Aufbruch« auch persönlich das Beschreiten neuer Designwege.

Kino
Weltwirtschaft, Globalisierung, Kapitalismus und Umweltschutz sind 2009 auch Kinothemen: z.B. Michael Moore »Kapitalismus – Eine Liebegeschichte«, Yes Men: Die Yes Men regeln die Welt, Nick Stringers Tortuga – Die unglaubliche Reise der Meeresschildkröte (erzählt von Hannelore Elsner), The Last Giants – Wenn das Meer stirbt, Die Bucht von Richard O’Bary, u.a.

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24. November 2009
2. Deutscher Designerkonkress der IDD
Nachese Workshops und Konferenz »creative industries – made by design«

Am meisten beeindruckt hat mich die Keynote »Design and Government« von Ed Annink, Intendant Design Den Haag, Gründer und Inhaber des Designbüros Ontwerpwerk, Den Haag Niederlande. Nach der Podiumsrunde mit NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben »Grenzenlos – Kunden – Märkte – Innovationen« mit ebenfalls Ed Annink, Timo de Rijk, Prof. Andreas Uebele, Ralph Anderl, Eva Gronbach ging ich – da meine Saalmeldung nicht durchkam – direkt danach zur Ministerin, um ihr zu sagen, daß genau DIE Designer, die sie vermisst (sie sprach in der Diskussionsrunde von denen, die z.B. Rollatoren und Hörgeräte entwickeln - Min 6:45) bereits sogar in Essen sind, aber so wenig Anerkennung erfahren, daß sie jetzt aus NRW weggehen. So geschehen mit meiner Ruhrdesigner-Kollegin Katrin Braun, die Deutsch-Kanadierin verlässt Essen wieder Richtung Montreal Kanada, da sie dort bessere Berufschance hat. Katrin arbeitete zu der Zeit als freischaffende Industriedesignerin mit Schwerpunkt auf orthopädischen Hilfsmitteln...
Der Workshop »Standardisierung und Identität« mit Ed Annink und Timo de Rijk war dann wieder ein Highlight, wenngleich die hohe erste Etage des SANAA-Gebäudes mit seinen vielen Fenstern als Architektur-Ikone zwar schick beeindruckt, für Kleingruppen aber atmosphärisch wie akustisch wenig geeignet ist. Dennoch fand ich alles in allem es eine interessante Konferenz.

Nachtrag November 2010: Katrin arbeitet seit genau einem Jahr als »Human Factors Specialist« bei Sonomax Montreal...

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1. Dezember 2009
Marion Gräfin Dönhoff
Am 2. Dezember wäre Marion Gräfin Dönhoff, die langjährige Chefredakteurin und Herausgeberin der ZEIT hundert Jahre alt geworden.

Kindheit in Ostpreußen und spektakuläre Flucht
Am 2. Dezember 1909 wurde Marion Dönhoff auf Schloss Friedrichstein bei Königsberg geboren. Bis 1945 führte sie ein Leben als Gutsbesitzerstochter, studierte Volkswirtschaft in Frankfurt und Basel und verwaltete während des Krieges die Dönhoffschen Familiengüter. Die Zeit in ihrer Heimat beschreibt sie unter anderem in ihren Büchern »Kindheit in Ostpreußen« und »Namen, die keiner mehr nennt«.
Es sind Geschichten aus einer unbescherten Zeit, bei der sich allerdings auch das Unheil der Hitlerzeit bereits anbahnte (Marion Gräfn Dönhoff sagte einmal »Vaterland, das gab es für mich nicht mehr, seit der Hitler da war«). Sie sah den Krieg kommen und die Gewissheit, dass Ostpreußen verloren sein würde. Viele ihrer engsten Freunde gehörten dem Widerstand gegen Hitler an, diese wurden nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 hingerichet.
Sechs Monate nach Stauffenbergs Attentat auf Hitler kamen die Russen. Die damal 35jährige organisierte einen Treck für ihre Leute. Am 21. Januar 1945 setzte sie sich bei minus 20 Grad auf ihren zwölf Jahre alten Fuchs Alarich und ritt sieben Wochen 1.200 Kilometer nach Westen.

Aufbaujahre bei der ZEIT
Journalistin wurde sie eher zufällig, Februar 1946 fing sie im Hamburger Pressehaus an, geschrieben hatte sie vorher nicht in dem Sinne, da sie eine wissenschaftlichen Berufsweg geplant hatte. Ihr Stil war schnörkellos und direkt. Der Editor-at-Large der ZEIT, Theo Sommer bezeichnet sie als »konservativ, was Staat und Gesellschaft anging, liberal, was das Individuum betraf.« Als Publizistin hat Marion Dönhoff über vieles geschrieben – allein etwa 2.000 ZEIT-Artikel. Ihre drei großen Themen, mit denen sie sich immer wieder auseinandergesetzt hat in ihren Artikeln wie auch ihren 25 Büchern: Der Widerstand gegen Hitler, die Aussöhnung mit dem Osten und die Kritik an den Auswüchsen des Kapitalismus.

1952 wurde Dönhoff Leiterin des Politik-Ressorts, im August 1954 verließ sie vorübergehend die ZEIT aus Protest gegen Artikel von Richard Tüngel (dieser hatte unter anderem einen Text des NS-Staatsrechtlers Carl Schmitt veröffentlicht) und wechselte zum »Observer« nach London. Nachdem Chefredakteur Tüngel nach gerichtlichen Verfügungen 1955 die Wochenzeitung verlassen hatte, kehrte sie nach Hamburg zurück in leitende Position: 1968 wurde sie Chefredakteurin und ab 1973 Mitherausgeberin der ZEIT, 1983 kam Helmut Schmidt dazu, mit dem sie freundschaftlich verbunden war. 1988 gründete sie aus ihren Buchhonoraren und Preisgeldern ihre gleichnamige Stiftung, auf der Webseite ist folgendes Zitat von ihr zu lesen:

»Immer hatte ich mir gewünscht, einen Tag zu erleben, an dem wir auf der einen Seite des trennenden Flusses zu einem Gedankenaustausch zusammenkommen, dann gemeinsam über die Brücke zu gehen und auf der anderen Seite weitermachen.«

Ausgezeichnet und engagiert
Die Gräfin galt als eine der bedeutendsten Publizistinnen der bundesdeutschen Nachkriegszeit und wurde für ihre Tätigkeit mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ich bin ihr nur ein einziges Mal persönlich begegnet: 1993 erhielt sie in meiner Heimatstadt den Kulturpreis der Stadt Herdecke und gab im Rahmen der Festlichkeiten eine Lesung. Diese Veranstaltung habe ich noch in eindrucksvoller Erinnerung.
»Die Überbetonung von Leistung, Geldverdienen und Karriere – die das Wirtschaftliche in den Mittelpunkt des Lebens stellt – führt dazu, daß alles Geistige, Humane, Künstlerische an den Rand gedrängt wird« – diesen Aussage hat Marion Gräfin Dönhoff aktiv umgesetzt: 1996 initiierte sie die »Neue Mittwochsgesellschaft«, einen privaten Kreis von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur, der sich regelmäßig in ihrem Domizil in Blankenese traf, darunter Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker.

Nach längerer Krankheit starb sie am 11. März 2002 auf Schloß Crottorf in Friesenhagen, dem Wohnsitz ihres Neffen Hermann Graf Hatzfeldt. Morgen wäre Marion Gräfin Dönhoff hundert Jahre alt geworden. Anlässlich ihres hundertsten Geburtstages gab die Deutsche Post eine 55 Cent-Sonderbriefmarke heraus. Erinnerungen an Marion Gräfin Dönhoff in der ZEIT und auf ZEIT Online.

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29. Oktober 2009
50 Jahre Asterix, der Gallier
Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt...

Zweierteam Goscinny und Uderzo
Ein berühmter Textanfang und bereits seit 50 Jahren heißt es »Die spinnen die Römer«. Erfunden von einem genialen Zweierteam: Im Pariser Stadtteil Bobigny saßen Texter René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo zusammen, fest entschlossen, etwas dem »Amerikanischen Comicschrott« entgegenzusetzen. Sie durchforsteten ihr Schulwissen nach brauchbaren Geschichten und Helden in der französischen Geschichte. Schließlich stießen sie auf den kämpferischen Vercingetorix, der im letzten Jahrhundert vor Christus gegen die Römer kämpfte. Das »Rix« stammte übrigens von »König« in der Namensbedeutung – und prompt endeten die Namen vieler Figuren markant auf »ix« (Majestix, Verleihnix, Methusalix, Asterix und Idefix).

Gallisches Dorf mit Zaubertrank
Schnell war die Geschichte geschrieben: Ein kleines streitbares Dorf, bewohnt mit dickköpfigen Galliern, die manchmal etwas plumpen Römer. Dazu der Zaubertrank, der unbesiegbar macht. Die Rezeptur bis heute geheim, in der Lektüre der Hefte erfährt man mit der Zeit mehr: Etwas Hummer für den guten Geschmack, dazu magisches Grünzeug (auf jeden Fall Mistel, die keltischen Druiden lassen grüßen!), Erdöl (als moderne Variante)... Genaues weiß man nicht, nur dass die Briten auch einen Trank bekamen: Das heiße Wasser, was sie gerne nachmittags um 17 Uhr im Tässchen tranken wurde dank Druide Miraculix mit einem Teeblatt »getunt«. Dank Zaubertrank müssen die Gallier nichts fürchten, außer, dass ihnen »der Himmel auf den Kopf fällt«.

Held Asterix
Der Held der Geschichte war schnell gefunden: Asterix, ein kleines, hageres, spitzbübisches, nicht schönes aber cleveres Kerlchen. Gegen Goscinnys Willen entwarf Albert Uderzo noch einen Kumpel für Asterix: Obelix, den Uderzo aufgrund seiner Körperfülle als »stark entwickelt« bezeichnet. Obelix sieht das anders und entscheidet sich in einer der Geschichten bei seiner Größenangabe bei den römischen Uniformen, die sie zur Tarnung anziehen müssen, selbstbewusst für »Mittel« (statt »Groß«). Seine Körpergröße ist kein Wunder, fiel Obelix doch als Kind in den Zaubertrank, ist jetzt unbesiegbar stark und hat eine Schwäche für Wildschweinbraten und schöne Frauen (Fallbala!!), bei denen er tragischerweise keine Chancen hat. Am Anfang dachte sein Zeichner übrigens, dass Obelix Haare grün seien, denn Uderzo ist rot-grünblind...

Innerhalb kurzer Zeit war das erste Abenteuer geschrieben und gezeichnet: »Asterix, der Gallier«. Es erschien in kleinen Auschnitten, die erste Seite am 29. Oktober 1959 in der neuen französischen Jugendzeitschrift »Pilote«, zu deren Mitherausgebern das Team gehörte.

Erfolgsgeschichte
Die Geschichte war so erfolgreich, dass sie schnell in Buchform erschienen. Mittlerweile sind es 34 Bände geworden. Was an den Bänden auffällt ist die liebevolle, detailgetreue Darstellung – und feine Übersetzung, die auf die Feinheiten und Eigenheiten der jeweiligen Sprachen sensibel und spielerisch eingeht, so werden Wortspiele nicht wortgenau übersetzt sondern sinngemäß in die Sprachen gefasst, so dass sich die Abenteuer immer wieder überraschend anders lesen lassen. Ich musste zum heutigen Geburtstag nicht lange überlegen, welches mein erstes Asterix-Heft war (bzw. ist, ich habe es noch): Asterix und Obelix auf Korsika. Und genau so stellte ich mir dann auch als Kind vor einer Korsika-Reise entsprechend Insel und Bewohner vor... :-)

Seit Goscinnys unerwartetem Tod am 5. November 1977 verfasst Uderzo die Geschichten allein. Die Geschichten sind etwas anders geworden, denn so leicht geht ein Verlust in dem eingespielten Team nicht vorbei, dennoch sind die Asterix-Hefte enorm erfolgreich: Seitdem wurden insgesamt 325 Millionen Bände in 107 Sprachen verkauft – darunter in Mundarten wie dem pontischen Griechisch, dem Kreolischen der Insel Réunion und im deutschsprachigen Raum in diverse Mundarten und Dialekte wie beispielsweise Plattdeutsch, Ruhrgebietsdeutsch und Bayrisch… Am 22. Oktober 2009 erschien Band 34 »Asterix und Obelix feiern Geburtstag - Das goldene Buch«.

So gehen die Abenteuer des kleinen mutigen Galliers weiter und wie üblich wird zum gücklichen Ende mit einem großen Festbankett gefeiert, an dem (fast) alle teilnehmen. »Und bis spät in die Nacht hinein wird gefeiert, gelacht, getrunken, Wildschweine gegessen und das ganze Abenteuer in allen Einzelheiten erzählt....« Joyeux Anniversaire, Asterix!

Linktipp
www.asterix.com und Lexikon www.comedix.de

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12. Oktober 2009
Liselotte Pulver – 80 Jahre »schönstes Lachen des deutschen Films«
Am 11. Oktober wurde die schweizerische Schauspielerin Liselotte »Lilo« Pulver 80 Jahre alt. Ihr Lebenswerk steht auch für 60 Jahre deutsche Filmgeschichte.

Anfänge
Wäre es nach ihrem Vater gegangen, wäre die Tochter eines Tiefbauingenieurs und einer Sängerin Sekretärin geworden. Sie setzte nach Abschluss ihrer Ausbildung aber ihren eigenen Kopf durch, arbeitete als Mannequin und wurde Schauspielerin. Zuerst stand sie 1949 als Marie in Goethes »Clavigo« in Bern auf der Bühne. Dann im Schauspielhaus Zürich mit Rollen in »Faust II«, »Kabale und Liebe« und in der »Dreigroschenoper«.

Erfolge
Die Erfolge im Filmgeschäft kamen allerdings erst nach dem Umzug nach Deutschland:
Bekannt wurde sie 1954 durch die Darstellungen der Vreneli in den Verfilmungen der Romane von Jeremias Gotthelf (»Uli, der Knecht« und »Uli, der Pächter«, Regie: Franz Schnyder). 1955 dreht sie »Ich denke oft an Piroschka« (Regie: Kurt Hoffmann). Für sie war es »die vielseitigste Rolle, die ich je gespielt habe«. Dieser Film, die »Heidelberger Romanze« (Regie: Paul Verhoeven) und »Das Wirtshaus im Spessart« (Regie: Kurt Hoffmann) brachten ihr in Deutschland den endgültigen Durchbruch als Schauspielerin.

Ein weiterer Höhepunkt war 1960 »Das Glas Wasser« (Regie: Helmut Käutner), in dem sie an der Seite von Gustaf Gründgens spielte. Der Publikumsliebling wirkte in Filmen wie »Die Buddenbrooks« (Regie: Regie: Alfred Weidenmann), »Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« (Regie: Kurt Hoffmann) und 1961 als deutsches Fräulein Ingeborg in der Komödie »Eins, zwei, drei« (Regie: Billy Wilder) mit. Ihre Rollen waren oft komödiantisch und temperamentvoll.

Internationale Anerkennung
Internationale Anerkennung erhielt Liselotte Pulver durch die Einladung für die Wettbewerbsjury der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 1961. 1964 erhielt sie eine Golden Globe Award-Nominierung für ihre Rolle als »Sonya in A Global Affair« (Regie: Jack Arnold).
Beinahe hätte die Schweizerin Karriere in Hollywood gemacht: Als man ihr die Hauptrolle in »El Cid« an Charlton Hestons Seite anbot, hatte sie bereits für einen anderen Film (»Gustav Adolfs Page« mit Curd Jürgens) unterschrieben und so sagte sie ab. Sophia Loren bekam diese Rolle, die Weltstarchance vergeben. Rückblickend meinte sie dazu »Ich wäre (heute) härter, was meine Karriere anbelangt«. »Es war mein größter Fehler, als ich aus Solidarität zu einem anderen Filmprojekt absagte.«

Liselotte Pulver spielte nicht nur in deutschen, sondern auch in zahlreichen französischen Produktionen mit, darunter zweimal zusammen mit Jean Gabin. Ihre anspruchsvollste Rolle war 1965 in dem Film »Die Nonne« (Regie: Jacques Rivette), in dem sie eine Äbtissin spielte.
Manch einer kennt sie erst durch die »Sesamstraße«, die »Lilo« von 1973 bis 1983 moderierte. Eine ihrer letzten größeren Filmrollen übernahm sie 1996 in der Verfilmung des Hera Lind-Romans »Das Superweib« (Regie: Sönke Wortmann) sowie 2007 in dem TV-Remake »Die Zürcher Verlobung« (Regie: Stephan Meyer).

Auszeichnungen und Schicksalsschläge
Als letzte große Auszeichnung erhielt sie 2007 die Goldene Kamera für ihr Lebenswerk. Zuvor war sie bereits vielfach ausgezeichnet worden: Sie erhielt den Bundesfilmpreis, mehrere Bambis, das Filmband in Gold, das Bundesverdienstkreuz I. Klasse und die Goldene Kamera.
Privat erlitt Liselotte Pulver etliche Schicksalsschläge: 1989 nahm sich ihre Tochter Melisande das Leben, 1992 starb ihr Mann Helmut Schmid, mit dem deutschen Schauspieler und Regisseur war sie 31 Jahre lang bis zu dessen Tod verheiratet. Ihre Erlebnisse verarbeitete sie in ihren Autobiografien, über die sie einmal meinte, »damit seit alles gesagt«. Sie lebt mittlerweile zurückgezogen am Genfersee (in der Nähe ihres Sohnes Marc-Tell) und in einer Seniorenresidenz in Bern.

Bücher von Lilo Pulver
-  ... wenn man trotzdem lacht. Tagebuch meines Lebens, FFM/Berlin 1993
- Bleib doch noch ein bisschen, München 1996
- Meine Wunder dauern etwas länger. Geschichten und Bilder aus meinem Leben, München 2000
- Das Geheimnis meines Lachens, München 2004

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29. September 2009
Frauen, die forschen – Bettina Flitner zeigt female role models
Die Kölner Fotografin präsentiert Portraits deutscher Spitzenforscherinnen.

Bettina Flitner
Jahrgang 1961, gilt als eine der besten und kreativsten Fotografinnen der Gegenwart. Nach ihrem Studium an der Dt. Filmakademie konzentrierte sie sich 1961 verstärkt auf die Fotografie. Typisch ist für Bettina Flitner, daß sie immer wieder fließend zwischen diesen Genres wechselt. Sie hat seit 1986 zahlreiche Buchpublikationen veröffentlicht sowie zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Im Zentrum ihrer mehrfach preisgekrönten Arbeiten stehen oft serielle Dokumentationen.

Frauen mit Visionen. 48 Europäerinnen
Zuletzt waren diese in ihrem Buch »Frauen mit Visionen. 48 Europäerinnen« zu sehen. Obwohl mehr als die Hälfte der 375 Bürger der EU weiblich sind, ist das Gesicht Europas immer noch überwiegend männlich geprägt.
Bettina Flitner hat zusammen mit Alice Schwarzer (Texte), 48 Frauen portraitiert, die ihre Vision konsequent verfolgen. Frauen, die mehr und mehr Europa prägen und als weibliche Vorbilder gelten, darunter Claudie Haigneré (französische Astronautin und Wissenschaftsministerin), Letizia Battaglia (Fotografin und Mafiajägerin), Franka Potente (Schauspielerin), Body-Shop-Gründerin Anita Roddick und ZEIT-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff. Die Bilder weiblicher Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft waren in einer »Hall-of-Fame« zu sehen.

Aktuelle Ausstellungstermine sind nicht bekannt, empfohlen sei das Buch sowie eine virtuelle Ausstellungserweiterung, erstellt durch den Fachbereich Architektur der Technischen Universität Darmstadt. Bettina Flitner portaitierte jetzt Frauenpersönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung:

Frauen die forschen
In diesem Herbst gibt es erneut ein »Wiedersehen« mit der Medizin-Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard. Diese wurde bereits im Europäerinnen-Buch portraitiert. Das aktuelle Ausstellungsprojekt »Frauen die forschen« beschäftigt sich mit deutschen Spitzenforscherinnen. Zu Beginn dieses Projekts existierte der Auftrag des FrauenMediaturms Köln (FMT), weibliche Forscherinnen zu visualisieren. Bedingung war, daß es ausschließlich Naturwissenschaftlerinnen sein sollten. Zum einen da es eine Männerdomäne ist, zum anderen um zu zeigen wie sich Frauen in diesen Bereich behaupten.
In der ersten Phase wurden Journalisten und Journalistinnen aus dem Wissenschaftsbereich gefragt, welche Spitzenforscherinnen ihnen bekannt sind. Wichtig war, daß nicht nur Frauen aus der Forschung sondern Frauen in ausgeprägten Spitzenpositionen gezeigt werden. Des weiteren wurde nach verschiedenen Disziplinen ausgesucht und eine ausgewogene Mischung von Alter und Lebenssituation angestrebt. Die jüngste dargestellte Forscherin ist die Mathematikerin Caroline Lasser (Anfang 30), die älteste ist die bereits emeritierte Astrobiologin Gerda Horneck (Jahrgang 1939).

Jede dieser 25 Frauen bot auf ihre Art eine interessante Umgebung. Die für die Fotografin spannendste war der Teilchenbeschleuniger im CERN in Genf, Arbeitsumgebung der Physikerin und Mathematikerin Prof. Felicitas Pauss.

Nach Stationen in Köln und Frankfurt sind folgende Portraits jetzt in Düsseldorf zu sehen:

Informatikerinnen
Prof. Dr. Susanne Albers

Physikerinnen und Mathematikerinnen
Prof. Dr. Gisela Anton, Dr. Tanja Clees, Prof. Dr. Olga Holtz, Prof. Dr. Claudia Klüppelberg, Prof. Dr. Ursula Keller, Prof. Dr. Caroline Lasser, Prof. Dr. Martha Lux-Steiner, Prof. Dr. Matilde Marcolli, Prof. Dr. Mary Osborn, Prof. Felicitas Pauss, Prof. Dr. Gisela Schütz, Physikerin und Prof. Dr. Annette Zippelius

Medizinerinnen und Neuropsychologinnen
Prof. Dr. Martina Dören und Prof. Dr. Angela Friederici

Biologinnen und Neurobiologinnen
Prof. Dr. Julia Fischer, Prof. Dr. Magdalena Götz, Gesa Kluth/ Ilka Reinhardt, Prof. Dr. Hannah Monyer und Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard

Astronominnen und Astrobiologinnen
Prof. Dr. Eva Grebel und Dr. Gerda Horneck

Chemikerinnen und Virologinnen
Prof. Dr. Thisbe K. Lindhorst, Prof. Dr. Karin Mölling und Prof. Dr. Helga Rübsamen-Waigmann.

Fotoausstellung »Frauen die forschen«
vom 14.9.-1.10.2009
Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW – Horionplatz 1, 40213 Düsseldorf
vom 5.10. - 23.10.
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz NRW, Schwannstraße 3, 40476 Düsseldorf

Nächste Station im November und Dezember ist Konstanz. Die 25 überlebensgroßen Leinwände mit Fotografien und Texten können übrigens für weitere Ausstellungen ausgeliehen werden. Danke an Bettina Flitner, daß sie die Gesichter der female role models zeigt!

Mehr Informationen
Webseite von Bettina Flitner
Podcast mit TV-Ausschnitt - Annabelle Hornung im Gespräch mit der Künstlerin (aufgezeichnet im Museum für Kommunikation)
Buch »Frauen, die forschen«

p.s. Elf Prozent beträgt laut VDI die Frauenquote im Sept 2009 im Ingenieurberuf in Deutschland, im europäischen Vergleich der letzte Platz...

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27. August 2009
Designer für Länder und Menschen: Alfons Mucha
Diese »Kulturreise« handelt von einem Generaldesigner der ersten Stunde und einer aktuellen Ausstellung - mit viel Jugendstil...

Er ist einer der frühen Generaldesigner: Alfons Mucha (1860–1939), der gestalterisch den Jugendstil entscheidend mitprägte. Und immer noch aktuell!

In diesem Jahr rundet sich sein Todesjahr. Engagierte Personen der Mucha-Stiftung, darunter Enkel John Mucha und Sammler wie die Tennislegende Ivan Lendl (Besitzer der größten Privatsammlung der Plakate) machten sich stark für die große Mucha-Werkschau im Musée Fabre in Montpellier (noch bis zum 20. September). Es wurde auch Zeit, da im nächsten Jahr etliche Nutzungsrechte für die Mucha-Werke ablaufen sollen. Diese Ausstellung gehört aus meiner Sicht zu den Kunst-Highlights in Frankreich in diesem Sommer!

Für Sarah Bernardt, die damals auf der Suche nach einem guten Designer war gestaltete Mucha Theaterplakate, darunter die »Kameliendame« und »Princesse Hyazinthe«. Es war eine »Win-Win«-Situation für beide: Ihn machten die Plakate bekannt und sie wurde durch seine Darstellung zur »göttlichen Ikone«. Mucha gestaltete ab nicht nur für sie, sondern da für die großen Konzerne, machte Werbung für Nahrungsmittel, edlen Champagner, Fahrräder, Kalender, Teppiche, Poster, Verpackungen,...

Ich habe mir die Ausstellung im Juli angesehen. Die Szenografie ist teilweise nicht berauschend: Goldfarbene Informationsschriften auf dunklen Wänden sind oft edel, aber meist auch schlecht lesbar (so auch hier). Enge Räume (speziell die sehr gut besuchte Sarah Bernardt-Ecke, in Frankreich immer noch ein Idol) und langes Wartet auf wenige Kopfhörer an Wandscreens machen wenig Freude, dennoch bietet diese Ausstellung einige Highlights:

Bühnenkostüme, die er für Sarah Bernardt gestaltete, viele bekannte Poster, Möbel- und Raum-Entwürfe für Inneneinrichtungen (darunter ein Schmuckgeschäft mit Möbeln) bis hin zum gestaltete Schmuck und Buchgestaltungen.

Jahre in den USA und der Tschechoslowakei
1904 ging Mucha in die USA, wo er u.a. als Dozent an den Akademien für bildende Künste in NY, Philadelphia und Chicago arbeitete. Nach dem ersten Weltkrieg schwand sein Erfolg, Mucha ging in die Tschechoslowakei. Dort entwarf er u.a. auch Briefmarken, Banknoten und Orden (nicht in der Ausstellung zu sehen) und sorgte für ein Corporate Design des noch jungen tschechoslowakischen Staates.

Pavillon auf der Pariser Weltausstellung
Eines fand ich besonders interessant: Die Original-Inneneinrichtung des Pavillons für Bosnien-Herzegowina, der auf der Weltausstellung 1900 in Paris ausgestellt wurde und hier komplett zu sehen ist: Ein großer Kubus mit raumfüllenden Wandbildern an allen vier Seiten. Die Stoffbahnen zeigen Falten und Risse, sie wurden speziell für diese Ausstellung erstmalig wieder ausgerollt. Dafür sind sie in einem erstaunlich guten Zustand! Das müsste doch der Traum vieler Messedesigner sein: Dass ein temporärer Bau nach so vielen Jahren »wiederentdeckt« zu Ehren kommt. Nicht selbstverständlich, das Interieur überstand Kriege, war gut eingelagert und auffindbar.
Dem Gestalter selbst erging es schlechter: Damals 79jährig war er einer der ersten, der 1939 nach dem Einmarsch der deutschen Truppen interniert wurde und starb kurz darauf an einer Lungenentzündung.

Gebrauchsgrafiker versus Künstler
Unter einem soll Mucha sein Leben lang gelitten haben. Darunter, dass man ihn »nur« als Gebrauchsgrafiker, aber nicht als Künstler wahrnahm! So kam es sicher zur letzten große Gestaltungsphase Muchas. Durch einen amerikanischen Millionär gefördert und Wagners »Ring« inspiriert malte er einen monumentalen Gemälde-Zyklus, das Epos über die Geschichte der slawischen Völker. Zwei dieser Monumentalbilder, die lange unentdeckt in einem kleinen Schloß bei Prag hingen werden im Musée Fabre gezeigt.

Mir persönlich sind allerdings seine Jugendstilbilder lieber (auch wenn er seinen Stil sehr stark in Richtung »lasziv schauende junge Frauen« perfektionierte und wenig variierte ;-) Wenn ich jetzt sehe, wie Sternenmuster in 70er Jahre Flower-Power- und aktuell Revival-Postern erscheinen oder in Tutorials von aktuellen Vektorgrafikprogrammen besagte Sterncheneffekte gezeigt werden denke ich mir: Mucha lebt weiter!
(Die große Mucha-Retrospektive wird jetzt bis zum 24. Januar 2010 in München gezeigt > www.hypo-kunsthalle.de)

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25. August 2009
HAPE Kerkeling - Das Medienphänomen
Dieser Mensch ist ein Phänomen, er birgt so viele Charaktere in sich, dass man sich nur wundern kann. Immer wieder aufs Neue.

Der 1964 in Recklinghausen geborene Entertainer besitzt viele Fähigkeiten und dennoch gehört – auch wenn gutes Marketing im Rücken ist – eine Menge Mut zu den verschiedensten Rollen: Phantasie, Musikalität, Mut zur Hässlichkeit, ein genauer Menschenblick, Sprachtalent (er soll um die elf Sprachen beherrschen) – und auf jeden Fall Präsenz auf der Bühne. So etwas kennt man derzeit nur von Leuten wie Sacha Baron Cohen (Ali G., Borat, Brüno), bei deutschen Komikern vielleicht bei früheren Rollendarstellungen von Iris Berben und dem verstorbenen Dieter Krebs, die bei »Sketchup« viel Mut bewiesen.

HAPES Personen-Kosmos
Hape Kerkeling, eigentlich Hans-Peter Wilhelm Kerkeling, ist sehr wandelbar. Mal ist er das vorlaute Kleinkind Hannilein, dann der tollpatschige Siegfried Schwäbli, streitbarer Talkgast Kleingärtner Rico Mielke oder rigoroser Ferienclub-Animateur im »Club Las Piranjas«. Der Film »Samba in Mettmann« war dagegen 2004 eher ein kommerzieller Flop. Unvergessen sein Auftritt als Königin Beatrix, bei der er es ihm am 25. April 1991 gelang, direkt bis vor Schloss Bellevue in festlicher Karosse und Verkleidung vorzufahren – kurz bevor das echte niederländische Königshaupt erschien.

Der Showmaster brachte zusammen mit Achim Hagemann als polnischer Opernsänger verkleidet eine musikalische Sternstunde. Ihnen beiden verdanken wir hochverkopfte Musiklyrik mit Hurz (»Der Wolf, der Habicht, das Lamm – Hurz«). 1999 parodierte er mit der fiktiven finnischen Gangsta-Rap Band R.I.P. Uli die Musikszene. Der Bandname ist übrigens vom finnischen Wort ripuli = Durchfall abgeleitet.

1991 wurde Kerkeling durch Rosa von Praunheim bei einer TV-Sendung öffentlich als Homosexueller geoutet, engagiert sich für die Deutsche Aidsstiftung. Er schlug die Moderation von »Wetten dass...?« aus. Und hatte genug Zeit für die Entwicklung vieler unterschiedlicher Charaktere, darunter u.a. Elke aus der Telefonshow »Zeit für Zärtlichkeit«, Gisela aus Grevenbroich, die niederländische Paarberaterin Evje van Dampen und den Taxifahrer Lothar Warnke – und dann kam er, Horst Schlämmer. Der Vollblutjournalist aus dem rheinischen Grevenbroich (stellvertretender Chefredakteur beim Grevenbroicher Tagblatt, O-Ton »Immer janz discht dran und knallhart nachjefracht«).

Ich bin dann mal wech
Auch auf dem Buchmarkt ist Hape präsent: »Ich bin dann mal wech - Meine Reise auf dem Jakobsweg« (erschienen bei Malik, München 2006, ISBN 3-89029-312-3). Die in Buchform veröffentlichten Pilger-Erlebnisse von Hape Kerkeling wurden 2006 zu einem großen Bucherfolg und seitdem gilt das Buch mit mehr als drei Millionen verkauften Exemplaren als erfolgreichstes deutschsprachiges Sachbuch.

Bei »Ein Mann ein Fjord« taucht sie neben Horst Schlämmer auf, die nächste Figur: Uschi Blum, die Schlager-Diva, die mit »Sklavin der Liebe« ihren einzig großen Hit hatte und erfolgreich dem Schlagerparadies Dormagen entfliehen konnte (übrigens sehr lesenswert die »wahre« Biografie auf Uschis Webseite).

Isch kandidiere!
Und nun die Politik. Anders als Christoph Schlingensief, der seinerzeit die Chance 2000-Partei gründete (Slogan »Wähle dich selbst!«) um als Partei aufgestellt zu werden bewegt sich Hapes, pardon, die Horst Schlämmer Partei, die HSP nur im Bereich des gespielten Wahlkampfs. Vor kurzem ist der Kinofilm »Isch kandidiere!« gestartet. sorgt auf jeden Fall für Komik in diesem Wahlsommer. Seines Jobs müde, und endlich den Führerschein in der Tasche (aber das ist eine andere Marketinggeschichte) beschließt Schlämmer in die Politik »nach Berlin« zu gehen. Marketingmäßig wird der Filmstart u.a. von einer Wahlkampftour durch die Lichtspielhäuser inszeniert, es gibt einen Wahlwerbespot mit massiver Unterstützung Prominenter. Auf der amüsanten HSP-Webseite kann sich der Wahlanhänger z.B. individuelle Autogramme schreiben lassen.

In Zeiten, wo Hauptversammlungen als große aufwändige Theaterinszenierung vorgeführt werden Rimini Protokoll, die zur Daimler Hauptversammlung der Daimler AG im ICC Berlin einluden) geht auch dies. Politik ist Komik und wer hat nicht schon über Politiker gelacht... Nicht immer, denn in Grevenbroich (die Schlämmer übrigens als neue Bundeshauptstadt haben möchte) selbst soll eine der großen Parteien vor kurzem versucht haben, sich mit der bekannten Kunstfigur zu schmücken, um ihre Partei zu bewerben – das ging dann auch Kerkeling und Team zu weit (auch wenn die Dreharbeiten neben Berlin auch in der Hauptstadt der Energie stattfanden).
Seltsamerweise trifft der schnauzbärtige Trenchcoatträger (kein Ausbund von Schönheit in dieser Rolle...) mit seinen Versprechungen genau das, was so viele andere Politiker in ihren Wahlprogrammen typischerweise auch anpreisen. Die HSP sei »liberal , konservativ und links« Schlämmer plädiert für ein »Grundeinkommen ab der Geburt von 2500 Euro« und Sonnenbank für alle. Zu den vielen Farbspielen der Parteienbündnisse ist nun auch die »Fango-Koalition« dazugekommen, Schlämmers »Ocker«, das gut mit den Grünen harmoniere. Statt Adler gäbe es dann den »Bundeshasen«, denn die »Hasenpartei« sei tierlieb auch aus dem Grunde für Koalitionen mit den Grünen geeignet. Grünen-ChefinClaudia Roth wurde der Posten als Außenministerin angeboten, der Linkspartei wurde das Wirtschaftsressort angeboten...
Er würde sicher jetzt noch mit Schnappatmung versehen ein »Weisse Bescheid, Schätzelein« erwidern. Wir können gespannt sein, was Herr Kerkeling als nächstes ausheckt...

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4. Juli 2009
40 Jahre Mondfahrt
In diesem Monat ist es 40 Jahre her, dass der erste Mensch den Mond betrat.

Am 16. Juli 1969 starteten die drei Astronauten Neil Armstrong, Edwin »Buzz« Aldrin und Michael Collins mit einer Saturn-V-Rakete vom Kennedy Space Center in Florida. Am 19. Juli erreichten sie eine Mondumlaufbahn. Tags darauf Tag landeten Armstrong und Aldrin in der Mondfähre »Eagle«, während Collins im Mondorbit zurückblieb. Wenige Stunden später betrat Armstrong, gefolgt von Aldrin, als erster Mensch den Mond. Knapp 22 Stunden dauerte der Aufenthalt auf dem Erdtrabanten, die Astronauten verließen die Mondoberfläche wieder und kehrten zusammen mit Collins zur Erde zurück, wo sie am 24. Juli im Pazifik wasserten.
Die erfolgreiche Mondmission wurde zum weltweiten Medienspektakel im Fernsehen, das rund 500 Millionen auf den Bildschirmen verfolgten. Ich erinnere mich an ein Foto aus dem Familienalbum, in dem meine Eltern die Mondschritte vom Fernseher aus abfotografiert haben, auch existiert noch eine alte Tageszeitung vom Tag danach mit der großen Schlagzeile auf der ersten Seite...

Buch über Monderfahrungen von Andrew Smith
»Ein kleiner Schritt für einen Menschen – ein großer Schritt für die Menschheit«, der Ausspruch von Neill Armstrong, der als erster Mensch den Mond betreten durfte ging in die Geschichtsbücher ein. Die Reaktionen und Erinnerungen sind für die meisten sehr verschieden. Dies mag auch der Ansatz für den britischen Journalisten Andrew Smith gewesen sein, sich mit den Astronauten und ihren Monderfahrungen vor und nach dem Kontakt mit dem Mond zu beschäftigen. Von den zwölf Menschen der Apollomission erzählen die jetzt noch neun lebenden Astronauten von ihrer faszinierenden Mondreise. Das Buch »Moon Dust« erscheint nun auch in Deutschland. Es trägt den Titel »Moonwalker: Wie der Mond das Leben der Apollo-Astronauten veränderte«, Fischer Verlag, ISBN-10: 3100772024.

Was erlebten die Mond-Reisenden?
Die Astronauten haben ihre Erfahrungen und Erlebnisse auf dem Mond in sehr unterschiedlicher Art und Weise verarbeitet. Gemeinsam haben alle, dass sie sich nach ihren Mondreisen allesamt haben scheiden lassen. Sie kehrten als gefeierte Helden zurück und mussten mit neuer Aufmerksamkeit zurecht kommen. Der inzwischen 79jährige Neill Armstrong, der als erster Mann den Mond betrat, lehrte Luft- und Raumfahrttechnik und lebt nun sehr zurückgezogen und gibt keine Interviews. Buzz Aldrin, der das Schicksal des »Zweiten« auf der Apollo 11 trägt hat eine traurige Karriere gemacht, wieder zurück auf der Erde wurde der damals 45jährige von schweren Depressionen heimgesucht und begann zu trinken.
Alan Bean, der vierte Mensch auf dem Mond war vorher schon Künstler malt seitdem Mondbilder, teilweise im Stil der Impressionisten. Einen erneuten Flug soll er wieder mitmachen wollen, um neue Inspirationen für weitere Mondbilder zu erhalten. Seine aktuellen Bilder werden vom 16. Juli bis 13. Januar 2010 Smithsonian National Air and Space Museum ausgestellt.

Edgar Dean »Ed« Mitchell, der sechste Mann auf dem Mond schildert die Erfahrung eines tiefen mystischen Erlebnisses, das ihm die Schönheit des Universums vor Augen geführt habe. Seitdem glaubt er auch an außerirdisches Leben und Ufos, gründete das Institute of Noetic Sciences, das sich mit Bewusstseinserweiterungen befasst, wie er sie nach der Landung auf dem Mond bei sich beobachtete. Häufig hält er auf Kongressen Vorträge zu dem Thema. Charles Moss »Charlie« Duke Jr., der zehnte Mann auf dem Mond, wurde Prediger.

In den nächsten Tagen finden zahlreiche Sondersendungen und Veranstaltungen zum 40. Geburtstag der Apollo Mission statt. Wer echten Mondstaub sehen möchte, dem sei hier noch einmal der größte Mond auf Erden bei den »Sternstunden des Sonnensystems« im Gasometer Oberhausen empfohlen. Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud präsentiert bis zum 16. August in der Ausstellung »Der Mond« eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema.

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16. Mai 2009
Imperium Mythos Konflikt - 2000 Jahre Varusschlacht
Ein Thema, drei Originalschauplätze, drei Ausstellungen – das wohl größte archäologische Ausstellungsprojekt in Deutschland wurde jetzt eröffnet.

»Varus, gib mir meine Legionen zurück!« soll Kaiser Augustus verzweifelt ausgerufen haben. Er hatte die Nachricht erhalten, dass mehr als 15.000 römische Soldaten von den Germanen in einen Hinterhalt gelockt und vernichtend geschlagen worden seien. Drei der besten römischen Legionen waren verloren, die größte Niederlage, die die Supermacht Rom in ihrer Geschichte je erhalten hat. Aus und vorbei waren die Pläne, eine Provinz rechts des Rheins zu errichten.

Die Varusschlacht, auch als Schlacht im Teutoburger Wald bekannt, wurde vor 2000 Jahren zu einem Ereignis von welthistorischer Bedeutung, die das heutige Europa entscheidend geprägt hat. Die Römer gaben ihre Expansionspläne im fernen Germanien auf und zogen sich hinter den Rhein zurück. Gestern wurde ein imposantes Ausstellungsprojekt von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in Kalkriese eröffnet:

Vom 16. Mai bis 25. Oktober 2009 widmet sich das Ausstellungsprojekt IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht an den Originalschauplätzen Haltern am See, Kalkriese und Detmold den unterschiedliche Facetten des historischen Geschehens. Es ist die bisher wohl größte archäologische Ausstellung auf deutschem Boden. Tausende Exponate werden zu sehen sein, vom römischen Schuhnagel bis zum antiken Kunstwerk mit Weltgeltung, vom nationalistischen Schlachtengemälde des 19. Jahrhunderts und Hermann-Kult bis zum »Mantel von Hunteburg«, dem Wollmantel einer germanischen Moorleiche. Die Ausstellung findet an drei Originalschauplätzen statt:

IMPERIUM
heißt es in der Seestadthalle und dem LWL-Römermuseum in Haltern am See. Die römischen Militäranlagen gelten als die wichtigsten und am besten erforschten Komplexen des Imperium Romanum zur Zeit des Augustus. Sie waren damals als Verwaltungs- und Militärzentrum vorgesehen. Dieser Ausstellungsteil widmet sich den politischen und militärischen Folgen der Varusschlacht für die antike Welt im Allgemeinen und die römische Außenpolitik im Besonderen. Ebenso geht es um die Schauplätze und den Lebensweg des Publius Quinctilius Varus, nach dem die Schlacht benannt wurde. > www.lwl-roemermuseum-haltern.de

KONFLIKT
im Museum und Park Kalkriese bei Osnabrück
An diesem Ort soll die Schlacht stattgefunden haben. Der Rückblick geht bis in das 5. Jahrhundert in der die ersten germanischen Königreiche auf römischem Territorium entstanden. Es geht um das Erfolgsrezept der Germanen und warum Krieg eine so wichtige Rolle für sie spielte. Das Aussengelände ist übrigens sehr weitläufig! > www.kalkriese-varusschlacht.de

MYTHOS
Beschäftigt sich im Lippisches Landesmuseum Detmold mit dem Mythos um Arminius, dem später zu »Hermann« eingedeutschten Cheruskerfürsten, der zu einer der wichtigsten Symbolfiguren der Deutschen wurde. Zitate aus den Schriften des römischen Autors Tacitus werden mit modernen, archäologischen Forschungsergebnissen konfrontiert und man erfährt mehr über das Alltagsleben und die Gesellschaftsstruktur der Germanen.
> www.lippisches-landesmuseum.de

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4. April 2009
Sternstunden des Sonnensystems – Raum zum Staunen im
Gasometer Oberhausen
2009 ist das »Jahr der Astronomie«: In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat der Gasometer Oberhausen eine  beeindruckende Ausstellung eröffnet, inklusive Riesen-Mond.

Ein neues Sonnensystem
Nach Betreten des Gasometers begegne ich in dem 68 Meter weiten Raum unterhalb der ehemaligen Gasdruckscheibe einer raumgreifenden Inszenierung: Die Sonne und ihre Planeten schweben dort wie auf einer Scheibe. Das wellige Muster auf Boden verstärkt diesen Effekt. Obwohl es an dem Abend etwas kühl ist habe ich den Eindruck, dass die drei Meter große Sonnenplastik in der Mitte Wärme abgeben könnte. Um sie herum sind Modellplaneten und beeindruckende Weltraumphotos in einem eigenen Sonnensystem angeordnet.

Der größte Mond auf Erden
Eine Etage höher auf der Gastrennscheibe wird mein Staunen größer:
Der Mond ist »aufgehangen« – so müsste das bekannte Gedicht von Matthias Claudius ab sofort umgetextet werden, denn in Europas höchster Ausstellungshalle – hängt bis 2010 der »größte Mond« auf Erden. 2009 ist das »Jahr der Astronomie«, so hatten die Kuratoren Wolfgang Volz (bekannt als Fotograf und Projektleiter zahlreicher Projekte von Christo und Jeanne-Claude) und Prof. Dr. Peter Pachnicke (Ludwig Galerie Schloss Oberhausen) die Idee, der Ausstellung »Sternstunden – Wunder des Sonnensystems« einen riesigen Mond als Skulptur zu schaffen.
Nun hängt er also in der 117 Meter hohen Tonne des Gasometers – mit einer beeindruckenden Größe einem Durchmesser von 25 Metern, einem Gewicht von 280 Kilogramm und einem Inhalt von 8.000 Kubikmetern Luft.
Der Ballon wurde in Augsburg zusammengenäht, nachdem ein Grafiker tagelang hoch aufgelöste Satellitenbilder für die zu bedruckenden Materialbahnen angepasst hatte. Das »Making of« ist in der aktuellen April-Ausgabe der Geo dokumentiert.

Im Lauf einer Viertelstunde erlebe ich bei meiner Mondbetrachtung den Lauf von Licht und Schatten – akustisch begeleitet mit Sphärenklängen auf E-Piano und Glasharfe (wassergefüllten Weingläsern) von Ulrich Sende.

Ausflug in die Sternenforschung
Ein Ort zum Staunen. Immer den großen Mond im Blick wandere ich von Exponat zu Exponat, kostbare historische Beobachtungsgeräte neben moderner Weltraumtechnik. Manche Objekte liegen versteckt und es gilt sie zu entdecken: Beispielsweise der Mondstaub in einer kleinen Glasröhre: Er stammt von der sowjetischen Mondmission Luna 24 und wurde bis zur Wende in Ostberlin aufbewahrt, im Gegensatz zu den US-Missionen wurde nur sehr wenig Mondmaterial mitgenommen – dieser Fund wurde verbündeten deutschen Forschern überlassen. Neben der Himmelsscheibe von Nebra, dem Sonnenwagens von Trundholm, Stonehenge und Ausflügen in die Sternerforschung und Beschäftigung in ägyptischen, griechischen und islamischen Kulturen ist auch ein von Joseph von Fraunhofer konstruiertes Fernrohr ausgestellt, das für frühe Sternkataloge verwendet wurde. In Nachbarschaft dazu die Steindruckplatten.

Immer wieder geht mein Blick zum großen Mond... Auch die »dunkle Seite« des Mondes kann ich mir ansehen, indem ich mit dem gläsernen Fahrstuhl in die Höhe des Gasometers fahre... (nur für Schwindelfreie geignet!)

Infos
»Sternstunden – Wunder des Sonnensystems« ist eine Ausstellung des Gasometer Oberhausen und des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit prominenter Beteiligung bedeutender Museen der Technik, Kulturgeschichte, internationaler Raumfahrtunternehmen und Partnern aus Forschung und Astronomie. Schirmherrin ist eine Physikerin, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Neben Themenführungen wird es begleitende Veranstaltungen geben (z.B. zum 40jährigen Jubiläum der Apollo-Mission), Partner ist u.a. auch das Zeiss Planetarium Bochum (im Wechsel gibt es ermäßigte Ticktets). Mehr unter www.gasometer.de und www.dlr.de.

Der Gasometer ist geöffnet von 10 bis 18 Uhr (Dienstags bis Sonntags), Montags geschlossen (außer an Feiertagen und in den NRW-Ferien). Die Ausstellung dauert bis zum 10. Januar 2010. Eintritt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.
(Die Ausstellung wurde bis zum 31.12.2010 verlängert für RUHR.2010!)

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3. März 2009
Dialog im Stillen – viel Sagen ohne Worte
»Augen auf und Ohren zu« heißt es derzeit in der Deutschen Arbeitsschutzausstellung (DASA). Die seit dem 1. März eröffnete Ausstellung »Dialog im Stillen« macht bis zum 27. September 2009 Station in Dortmund.

Orna Cohen und Andreas Heinecke
Konzipiert wurde die interaktive Schau rund um Gehörlosigkeit und das Spiel der Hände von Orna Cohen und Dr. Andreas Heinecke, die bereits erfolgreich den Dialog im Dunkeln entwickeltem, bei dem blinde Mitarbeiter sehende Besucher durch komplett abgedunkelte Räume führten.

Beginn
Bereits an der Kaffeebar im Vorraum probiert man erste Zeichen aus: An den Getränken stehen kleine Schilder, die die jeweilige Geste in Gebärdensprache zeigen. Sich reibende Fingerspitzen (Daumen, Zeige und Mittelfinger) bedeuten z.B. Zucker. Gar nicht so einfach. Noch unterstützen einen die Gespräche der Mitbesucher – aber nicht mehr lange...

Auf in den Parcours
Nach einer kleinen Einführung geht es in kleinen Gruppen von bis zu 12 Personen in einen Vorraum, im Gang ertönt Stimmengewirr. Ab da wird es für mich schlagartig still, denn ab dort trage ich einen Schallschutz auf dem Kopf. Abnehmen gilt nicht, mein Mobiltelefon ist ausgestellt, Sprechen untersagt. Alle Taschen und was einen sonst stören könnte, abgelegt, Arme und Hände werden benötigt und bleiben frei. Unser gehörlose Guide macht uns vor, was Mimik und Gestik ausdrücken können. Verglichen mit ihm sind wir diejenigen, die unbeholfen in dieser für uns neuen Situation wirken.

Wie beim Sport machen wir uns erst einmal »warm«. Viele Handzeichen sind ungewohnt, selbst, wenn man ein Instrument spielt oder sich für halbwegs beweglich hält. Für einige Zeichen muss man »um die Ecke« denken. Ein wenig wie bei »Tangram«, wo aus wenigen Formen viele neue entstehen.
Es geht durch einen Parcours, die Gruppe hat immer mehr miteinander zu tun. Sie lernt, mehr auf einander zu achten, um zu verstehen. Gesichter und Hände werden in ihren Ausdrucksformen mutiger, das Spiel beginnt. Man verliert die Scheu, auch übertriebene Gesichtsausdrücke einzunehmen, macht Späße.

Gebärdensprache interkulturell
Bis zu dieser Ausstellung wusste ich nur wenig über Gehörlose und Gebärdensprache. Jetzt erfahre ich, dass etwa 14 Millionen Deutsche eine Gehörbeeinträchtigung haben, etwa 80.000 bis 100.000 Menschen gehörlos sind, davon 8.000 in NRW. Vor zehn Jahren erlebte ich eine sehr eindrucksvolle Szene in Jürgen Kruses »Urfaust«-Inszenierung am Schauspielhaus Bochum: Die (nicht gehörlose) Schauspielerin Judith Rosmair hielt ihren Gretchen-Monolog komplett in Gebärdensprache und man verstand sie. Wie die Schauspielerin Judith Rosmair und der Kurator Andreas Heinecke haben rund 200.000 hörende Menschen die Gebärdensprache erlernt.

Zeichen lernen
Ich mache mir Gedanken über unsere Kommunikation, die in so vielen Bereichen stark audio-visuell abläuft. Bei einigen Zeichen und Wörtern steht man als Designer beispielsweise bei der Gestaltung eines Logos auch vor der Überlegung, was das Wesentliche an diesem Zeichen ist. In der Gebärdensprache greift die Geste oft das Wesentliche auf. Ich erfahre aber auch, dass es deutliche Kulturelle und regionale Unterschiede bei Gehörlosen gibt. Ein Franzose lernt beispielsweise andere Zeichen für bestimmte Worte als ein Deutscher. Dennoch können sich die meisten weltweit doch verständigen, wenn sie aus ähnlichen Kulturkreisen kommen.

Botschafter einer Kultur ohne Geräusche
»Die Ausstellung möchte einen Einblick in die faszinierende Sprachkultur von Gehörlösen geben und Vorurteile abbauen« sagt Andreas Heinecke, der diese Ausstellung konzipiert hat. Die Gehörlosen werden in dieser Ausstellung zu Botschaftern einer Kultur ohne Geräusche, die keineswegs ärmer ist, nur etwas anders. Seit 1997 gibt es dieses Konzept bereits, Dialog im Stillen war bislang in neun Städten zu erleben, in Nordrhein-Westfalen wird es die einzige Station sein. Ich kann nur ermuntern, sie sich anzuschauen und mitzumachen!

Mehr Informationen unter Dialog im Stillen und Dialogue in Silence (u.a. mit Videolexikon zur Zeichensprache).

Ausstellung in der DASA
DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1-25, 44149 Dortmund > www.dasa-dortmund.de
Geöffnet Dienstags bis Samstags von 9 bis 17 Uhr, Sonntags 10 bis 17 Uhr.
Man kann diese Sonderausstellung nur geführt in Gruppen besuchen. Einzelbesucher oder Kleingruppen werden zu entsprechenden Gruppengrößen zusammengefasst. Die Führungen starten im 15-Minuten-Takt, eine Tour dauert ca. eine Stunde. Kinder sollten mindestens sieben Jahre alt sein. Eine telefonische Reservierung ist erforderlich (Besucherservice: Tel. 0231.9071-2645). Es gibt begleitende Programme und Veranstaltungen für Familien, Kinder, Schulen, Gehörlose und Schwerhörige sowie einen Businessworkshop für Menschen, die im Personalwesen tätig sind.

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19. Februar 2009
Ratter, Tsching, Bäng – Das Tinguely Museum in Basel
Es ist eines der lautesten, turbulentesten Museen in Basel: Das Tinguely Museum mit seinen großen Maschinenskulpturen.

Man muss sich nur auf den Weg machen: Von der beschaulichen Grossbasler- auf die Kleinbasler-Seite, die rechtsrheinische »Chemie-Seite«. Nicht weit vom Badischen Bahnhof und direkt am Rhein steht das Museum mit den Arbeiten des Schweizers Jean Tinguely (1925 - 1991).

Der Museumsbau des Architekten Mario Botta ist geschickt in das Rheinufer eingefasst. Rechts daneben ein Park, dann der Sitz des Chemiekonzerns Roche, der das Museum als Dank an die Bevölkerung 1996 eröffnete und bis heute unterhält. Tinguelys Witwe, die Künstlerin Niki de Saint-Phalle hatte der Roche-Stiftung bereits über 50 Maschinen und zahlreiche Zeichnungen und Exponate aus dem Nachlass des Künstlers gegeben. So steht auch eine bunte Nana-Figur neben dem Fontänenbrunnen vor dem Museumsplatz.

»Dieses Museum ist anders: Hier rattert, quietscht, kracht und pufft es. Bunter Schrott rotiert, Lampen in allen Farben blinken. Lebendigkeit, Lachen, Staunen, Entdecken an einem Ort, der die Sinne in Bewegung setzt und an dem die Kunst zum Betrachter kommt. Ein Museum, das bei Kindern und Erwachsenen gleichermassen die Lust auf Erleben, Spiel und Nachdenken über Kunst weckt.«

So beschreibt es die Museumswebseite sehr treffend und übertreibt nicht. Egal ob Einzelbesucher oder Schulklasse: Jeder probiert aus, tippt forsch oder zögerlich auf die roten Plastikknöpfe, die die Apparate in Gang setzen. Eine »Ton-Mischmaschine« erzeugt einen großen Klang, die Skulptur in der Halle kann über Treppen und Stege sogar ganz betreten werden. Oft eilt man schnell in den Nachbarraum, die Geräusche des nächsten »Getüms« machen neugierig. Aus konservatorischen Gründen bekommen die Objekte allerdings eine Pause, so dass keiner ununterbrochen sie in Gang setzen kann.

Dabei ging es Tinguely bei seinen Maschinen nicht in erster Linie um Lärm: »Ich baue in sich freie Maschinen, die ihre anarchistische Freiheit, ihr eigenes Chaos, ihr Unordnung und Ordnung haben und auf ihre eigene Weise ihren Zufall erzeugen.«

Er begann mit kleinen zierlichen Objekten aus Draht und Blech, darunter Apparate, die maschinell Zeichnungen anfertigen konnten (z.B. mit Pedalantritt oder Kurbeln). Später folgten größere Maschinen. Der in Basel aufgewachsene Tinguely verarbeitete auch Stadtgeschichte, so gibt es eine fahrbare Skulptur mit Fasnachts-Masken. Yves Klein war einer seiner Freunde, Vorbilder wie Marcel Duchamp und Kurt Schwitters und Einflüsse aus der Kinetik fanden Eingang in seine Arbeit, dazu verarbeitete er auch persönliche Erfahrungen in seinen großen Objekten.

Zuerst war Tinguely mit der Künstlerin Eva Aeppli verheiratet, deren Werke in diesem Winter auch im Museum ausgestellt wurden. Zusammen mit seiner zweiten Frau, der Bildhauerin Niki de Saint-Phalle, erfand der Maler und Bildhauer seit 1961 große und kleine Maschinenskulpturen, kombinierte ihre bunten Nana-Figuren mit seinen Maschinen. In den 60er und 70er Jahren waren sie eines der kreativsten Künstlerpaare, das man sich denken kann.

Bei einigen Objekten ist die Entstehungsgeschichte wichtig: Die großen Flügelaltäre aus Rennwagenteilen stammen von dem Formel 1-Wagen, mit dem ein Freund verunglückte. Die größte Installation »Mengele-Totentanz« hat auch mit einer Katastrophe zu tun: Durch einen Großbrand wurde der benachbarte Bauernhof vollständig zerstört. Übrig blieben Reste von verkohltem Holz und verschmolzene Teile des Bauernhofinventars, die Tinguely zu einem großen Objekt verarbeitete.

In der Innenstadt ein Wiedersehen mit Tinguely: Hinter dem Cafégarten der Basler Kunsthalle und in Sichtweite zum Theater befindet sich der Fasnachtsbrunnen. Seitlich am Treppenabgang zum tiefer gelegenen Plateau in der Passage sieht man die Technik hinter dem Brunnen und liest die Namen der Brunnenobjekte.

Adresse
Tinguely Museum, Paul-Sacher-Anlage 2, Basel > www.tinguely.ch
geöffnet Di – So 11 – 19 Uhr, Montags geschlossen, Eintritt 15 CHF

Noch zwei Tipps: Eine Woche nach Rosenmontag ab vier Uhr in der Frühe erweckt der »Morgestraich« lautstark die Basler Fasnacht zum Leben. Vom 10. bis 14. Juni 2009 findet die Art Basel statt, eine der weltweit wichtigsten Kunstmessen.

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4. Februar 2009
Berlinale 2009 – Tom Tykwer im Zeichen des Bären
Morgen ist es wieder soweit: Die 59. Berliner Filmfestspiele werden eröffnet. Bis zum 15. Februar sind nationale und internationale Filmproduktionen auf Berlins Filmleinwänden zu sehen...

Zusätzlich zum umfassen Filmprogramm gibt es Interviews, Parties, Glamour und »Roten-Teppich«. Mehr als 19.000 Fachbesucher aus 120 Ländern, darunter 4.000 Journalisten sind in den Berliner Lichtspielhäusern im Zeichen der Berlinale unterwegs.

Als Eröffnungsfilm steht mit Tom Tykwers The International eine Weltpremiere an. Im Zeichen der Bankenkrise wird dieser Film sicher ganz anders gesehen (als die Macher es geplant hatten). In dem Thriller geht es um das schmutzige Geschäft der Finanzierung von Kriegen und Terror. Interpol-Agent Louis Salinger (dargestellt von Clive Owen) und Staatsanwältin Eleanor Whitman (Naomi Watts) planen, eine der mächtigsten Banken der Welt, die kräftig in diese Machenschaften verwickelt ist, zu zerschlagen. Die Bank und ihre Macher dahinter schrecken allerdings auch nicht vor Mord zurück, um die Aufdeckung zu verhindern...
Fans von Tom Tykwer dürfte es interessieren, daß X-Verleih alle seine bisherigen Filme am 13. Februar komplett als umfassende DVD-Box veröffentlich. Neben bekannten Filmen wie »Das Parfum«, »Lola rennt« und »Heaven« (mit Cate Blanchett) sind darunter auch Raritäten wie beispielsweise Kurzfilme und sehr selten in Kino und Fernsehen gezeigte dabei (»Winterschläfer«, »Die tödliche Maria«).
Blende zurück zur Berlinale: Festival-Direktor Dieter Kosslick und sein Auswahlgremium haben zahlreiche Filme für den Wettbewerb eingeladen. Zur Orientierung ein Kurzüberblick über die Reihen:

Die Filmreihe »Panorama – Den Film neu erfinden« zeigt die Tendenzen des Arthouse-Kino, sie versucht den Brückenschlag zwischen kunstvollem und und kommerziellem Kino. Dazu gibt es Reihen mit außergewöhnlichen Neuproduktionen (»Berlinale Special«) und risikofreudigen Filmarbeiten, die mit schöpferischen Traditionsbrüchen spielen (»Forum«). »Generation 2009« beschäftigt sich mit der Identitätssuche im Ausnahmeformat. Seit 1978 gibt es diese Filmreihe, die die Welt aus Sicht von Kindern und Jugendlichen betrachten, die Reihen heißen Kplus und 14plus.

Am 12. Februar 2009 wird der renommierte französische Filmkomponist und mehrfache Oscar-Preisträger Maurice Jarre für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seine Musikkompositionen sind auch bei präsentierten Filmen zu hören: Großformatig geht es in der Berlinale-Retrospektive in diesem Jahr mit »70 mm – Bigger than Life« um den Breitfilm, dem großen Format für Kolossalfilmem, Western, Abenteuerfilme und große »Bühne«. 22 Langfilme aus den USA, der Sowjetunion und Europa werden zu sehen sein, darunter »Ben Hur«, sowie »Lawrence of Arabia« und »Ryan's Daughter« – für diese beiden Filme komponierte Jarre). Selbst in »The International« wurden einige Filmsequenzen mit 70 mm gedreht.

Kleiner, aber vor allem kürzer sind die »Berlinale Shorts 2009« mit ihren 30 Kurzfilmen, die in zweistündigen Blöcken gezeigt werden.

»Perspektive Deutsches Kino« behandelt das zukünftige Profil des deutschen Kinos. Mit dieser Reihe ist auch der deutsche Film stärker in die Berlinale eingebunden (eines der Herzensanliegen von Festivaldirektor Dieter Kosslick).

Der Geschmack der Wahrheit ist im »Kulinarischen Kino 2009« zu kosten:
Aktuelle Dokumentarfilme über Nahrung, Gesundheit und Umwelt. Da geht es beispielsweise um Tausende von Bauern, die sich in Turin zum langsamen Slow-Food-Essen treffen, um Liebesgeschichten und das Verkosten, um Umweltschutz, usw. Wie jedes Jahr gibt es ein kulinarisches Begleitprogramm (u.a. Kino und Menu). Moderator ist unter anderem Alfred Biolek.

Seismographen gesellschaftlicher Umbrüche spielen eine Rolle in der Reihe »Winter adé – Filmische Vorboten der Wende«, die zum 20jährigen Jubiläum des Mauerfalls gezeigt werden.

Die Sender 3sat, RBB und arte berichten in den kommenden zehn Tagen live von der Berlinale. Das komplette Programm steht auf der Berlinale-Webseite.

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2019 / 18  /17 /16  /15  /14  /13  /12  /11  /10  /09  /08